Was wäre die Welt ohne Musik…? Xumbalu’s musikalische Weltreise machte Halt in Bolivien. Mit Spenden konnten zwei Musikprojekte initiiert werden.
Hier kannst Du lesen, wie die Aktion vor Weihnachten 2017 startete…
…und im Folgenden kannst Du den Bericht nach meiner Rückkehr im Februar 2018 lesen:
Liebe Familie, liebe Freunde,
im Jahr 2000/2001 war ich für 12 Monate in Loma Alta, Bolivien, und verbrachte dort ein für mich lebensveränderndes Jahr. Damals habe ich mich vor Allem um den Mathematikunterricht in der kleinen Dorfschule gekümmert. Geleitet wurde und wird das Projekt noch immer von der salesianischen Ordensschwester Graciela Vargas, einer kleinen peruanischen Indianerin aus dem Cuzco, die ihr Leben schon seit frühen Jahren bedingungslos in den Dienst des großen Ganzen stellt.
2017 beschloss ich dann, zum ersten Mal nach 17 Jahren wieder zurückzukehren. Die Sehnsucht nach dem Land, die Freude, Schwester Graciela wiederzusehen, das Gespanntsein, meine Patenkinder wiederzusehen bzw. kennenzulernen, das Alles waren Motivationen und Inspirationen, um am 26.12.2017 in den Flieger nach Bolivien zu steigen.
Außerdem wollte ich als musikalischer Weltreisender auch zu gerne ein ein kleines Gastgeschenk in Form von Musik mit nach Bolivien bringen. Die Idee war, Gitarren für die Schüler und Jugendlichen in Loma Alta zu kaufen und ihnen in meiner Zeit dort ein bisschen Unterricht zu geben.
Hierzu habe ich Euch alle kurz vor Weihnachten mit der Bitte um finanzielle Unterstützung für dieses Projekt kontaktiert.
So weit zur Idee des Ganzen.
Bevor ich nach Loma Alta kam, reiste ich in das kleine Andendorf Challa. Auch dort war ich 2000 schon einmal kurz zu Besuch. Ich kam mir damals schon vor wie in einer anderen Welt. Einerseits könnte dieser Ort als einer beschrieben werden, der vor ein paar tausend Jahren stehengeblieben ist, andererseits als einer, der zusammen mit seinen Menschen eine für mich bislang unvergleichliche Verbundenheit zu Mutter Erde darstellt und deren Menschen einen tiefen (oder vielleicht hohen?), fest verankerten Glauben in die Natur und höhere Kräfte haben und praktizieren.
Das kleine Andendorf „Challa“ von oben
Jeden Sonntag gibt es in der Kirche Challas eine Zelebration, die mehrere Stunden dauert. Ein stetes Kommen und Gehen, insbesondere der Kinder, ist ganz normal und überhaupt kein Problem.
Ich hatte die Gelegenheit, bei meinem jetzigen Besuch an zwei Zelebrationen teilzuhaben. Diese werden hauptsächlich in einer der beiden Ursprachen, dem Qechua, abgehalten. Geprägt sind diese von viel Musik – traditioneller, feierlicher, Musik aus dieser Region, mit den entsprechenden Instrumenten. Auch wenn diese Musik für unsere Ohren zunächst eher fremd erscheint, so hat es etwas unbeschreiblich berührendes und lebendiges, so etwas live mitzuerleben.
In Gesprächen mit den Musikern kristallisierte sich heraus, dass die Erwachsenen ihrem Nachwuchs selbst das Spielen dieser Instrumente beibringen. Wie hätten sie auch sonst diese Traditionen so lange bewahren können? Zu gerne hätten sie ein paar Instrumente mehr, um der Musik mehr Raum zu geben und um mehr Jugendliche schon eher in diese uralten musikalischen Traditionen einzuweihen.
Nachdem ich mich schon vor meiner Ankunft in Challa fragte, ob ich mit der für mich erfreulich, aber überraschend hohen Spendensumme von Euch allen tatsächlich ’nur‘ Gitarren für Loma Alta kaufen sollte, war mir in diesem Moment klar, dass wir das Geld aufteilen werden.
So habe ich mich mit Claudio aus Challa zusammengesetzt und gemeinsam haben wir überlegt, wie wir das Ganze umsetzen können.
Indianer-Rothaut Martin und Claudio
Viel überlegen brauchten wir allerdings gar nicht, denn Claudio hatte schon einen Mandolinenbauer in Cochabamba an der Hand und konnte mir ziemlich genau sagen, welche Instrumente am dringendsten benötigt würden.
So haben wir uns für eine Woche später in der Großstadt Cochabamba verabredet und sind dort gemeinsam zu besagtem Mandolinenbauer bzw. -bauerin gefahren. Die Fahrt im Minibus betrug vom Zentrum fast eine Stunde in einen Außenbezirk der Stadt. Das hätte ich alleine niemals gefunden. Nach einer kurzen und sehr netten Preisverhandlung mit Alicia von „Instrumentos Alegría“ („Instrumente der Freude“) hatten wir den ersten Teil Eurer Spenden bestens angelegt.
In dieser kleinen Werkstatt werden jetzt bis Ende März neue, hochwertige Instrumente handgefertigt: 3 Mandolinen, 1 Charango, 1 Bass-Gitarre und eine Res-Gitarre. Dies gibt zusammen ein kleines Ensemble.
Ich würde sagen: GENIAL!
Die Dankbarkeit der Menschen in Challa, dass Ihr das ermöglicht habt, ist wirklich riesengroß!
Aus dem Hochland ging es Mitte Januar 2018 ins Tiefland Boliviens, nach Loma Alta. Dort hatte ich im Jahr 2000/2001 in der Dorfschule gearbeitet.
Mit dem Lehrer Dainor bin ich zweimal nach Santa Cruz, die Hauptstadt des Departamentos (vergleichbar mit einem Bundesland) gefahren, um mit dem verbleibenden Geld 7 gute Einsteiger Gitarren in verschiedenen Größen für den Unterricht der Kinder und Jugendlichen im Dorf zu kaufen.
Januar ist noch Ferienzeit in Bolivien und somit hatten einige Kinder und Jugendliche Zeit, täglich vorbeizukommen, um ein bisschen Gitarre zu üben. Mich erstaunt immer wieder, was auch schon in kurzer Zeit (wenn man dran bleibt), entstehen kann. Und so hatten wir alle zusammen wirklich eine super Zeit.
Mit das Schönste an dem Ganzen ist, dass durch den Lehrer Dainor das Ganze nun weitergetragen werden kann. Er spielt selbst sehr gut Gitarre und kann den Gitarrenunterricht sowohl als Teil des Musikunterrichtes an der Dorfschule integrieren als auch nachmittags Privatunterricht geben.
Somit habt ihr alle gemeinsam viel dafür getan, Musik in die Welt zu tragen, und das in Zeiten, in denen sich überall so vieles aufzulösen scheint. Gerade in solchen Zeiten empfundener Unsicherheit kann die Musik einen großartigen Beitrag dazu leisten, sich sicherer zu fühlen. Musik verbindet, Musik bedarf keiner großen Worte, Musik ist gelebter Frieden und Freude!
1000 GRACIAS an alle, die sich an dieser Aktion beteiligt haben!
Habt ihr Fragen, Wünsche, Anregungen zu diesem Projekt? Dann kontaktiert mich gerne unter martin@xumbalu.de